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Kinderrechte stärken - unser Thema im November

25. Oktober 2022
Zwei Mädchen sitzen auf dem Boden. Das eine Mädchen wird von einer Frau umarmt, das andere spielt mit einem Kuscheltier.
Mit Veranstaltungen zu (Cyber-)Mobbing, Identitäts- und Resilienzförderung oder dem Umgang mit Kindern psychisch kranker Eltern legen wir im November den Fokus auf die Stärkung der Rechte von Kindern.

Am 20. November ist internationaler Tag der Kinderrechte. Die UN-Kinderrechtskonvention, die an diesem Tag vor genau 33 Jahren verabschiedet wurde, sichert jedem Kind universelle Rechte zu – unabhängig von Herkunft oder sozialem Status. Dazu zählen unter anderem das Recht auf Freizeit, das Recht auf Bildung oder auch das Recht auf Schutz vor Gewalt.

Mobbing kann auf verschiedene Weise Kinder in ihren Rechten beschränken. Wie Lehr- und pädagogische Fachkräfte dem entgegenwirken können, darum geht es unter anderem in der zweiteiligen Webinar-Reihe unseres Referenten Simon Huck. In seinem Gastbeitrag gibt der Gründer und Geschäftsführer des Projekts GEGEMO* erste Einblicke, worauf es bei der Mobbingprävention und -intervention an Schule ankommt.
 

Wie erkenne ich Mobbing in meiner Klasse? – Eine Checkliste für Lehrkräfte

Mobbing in der Schule ist eine der größten Herausforderungen, der sich Pädagog*innen und Lehrkräfte jeden Tag aufs neue stellen. Laut Ergebnissen der Pisa-Studie (2018) sind etwa 23% der Schüler*innen in Deutschland von Mobbing betroffen, wobei im Zuge der Corona-Pandemie die Zahl der Betroffenen, insbesondere der von Cybermobbing Betroffenen, stark gestiegen ist. Noch alarmierender ist die enorm hohe Dunkelziffer von Mobbing, denn ein Großteil der Mobbingopfer traut sich aus Scham, Angst und einem Gefühl völliger Hilflosigkeit nicht, die Beratungsangebote der Schule aktiv zu nutzen.

Mobbing frühzeitig erkennen
Daher ist es wichtig, dass Lehrkräfte, die in täglichem Kontakt mit den Schüler*innen interagieren, soziale Dynamiken in der Klassengemeinschaft beobachten und Mobbing dadurch früh erkennen, um rechtzeitig in Konflikte eingreifen zu können. So kann Mobbing bereits in einem sehr frühen Stadium unterbunden werden, was nicht nur den Betroffenen Schlimmeres erspart, sondern auch wesentlich effizienter ist, als zu einem späteren Konfliktstadium einzuschreiten. Ein Mediationsgespräch ist für die Zuständigen wesentlich zeit- und ressourceneffizienter in der Umsetzung als eine über Wochen andauernde Interventionsmaßnahme. 

Mobbing nicht verharmlosen
Oftmals wird aber die Lage einer*s Betroffenen verharmlost, falsch eingeschätzt oder ignoriert. Was für das Opfer selbst fatale und langanhaltende Folgen nach sich ziehen kann, ist zumeist auf eine gewisse Unsicherheit seitens der Lehrkräfte zurückzuführen. Sie nehmen nur einzelne Schikanen oder Attacken als nichtigen Konflikt war. Um dem Problem entgegenzuwirken, bietet dieser Artikel eine praxisnahe und einfache Orientierungshilfe für Lehrkräfte, die es erleichtert, Mobbing zu erkennen und von anderen Konflikten zu unterscheiden. 
 

Mobbing grenzt sich durch die folgenden vier Kriterien von anderen Konfliktformen ab:
1.    Schädigungsabsicht
2.    Wiederholungsaspekt
3.    Machtungleichgewicht
4.    Hilflosigkeit

 

Steigerung des Konflikts in Eskalationsstufen
Diese vier Kriterien weisen außerdem auf die Eskalationsstufe, also das Ausmaß des Mobbingkonflikts, hin. Zunächst ist eine Schädigungsabsicht gegen ein Opfer zu beobachten, die sich durch wiederholende Vorfälle festigt und durch das Machtungleichgewicht einen großen psychischen und sozialen Druck auf alle Beteiligten ausübt. Der Wiederholungsaspekt ist besonders entscheidend beim Erkennen von Mobbing, da das aggressive Verhalten gegen ein einzelnes Opfer über einen längeren Zeitraum psychisch sehr belastend ist. Ab diesem Zeitpunkt ist es auch fraglich, ob sich eine Intervention noch vermeiden lässt. Das Machtungleichgewicht entsteht durch Altersunterschiede, physische Unterschiede oder schlicht die Überzahl der Mobber*innen. Durch diese andauernde Schikane und die Unterlegenheit entsteht beim Mobbingopfer im letzten Stadium von Mobbing ein Gefühl völliger Hilflosigkeit. Das erschwert es den Betroffenen enorm, aus der Situation zu entfliehen. 
   
Rechtzeitig intervenieren
Diese vier Kriterien sind zusammengenommen eine sichere Orientierung, um Mobbing früh zu erkennen. Alleinstehend könnten sie auch Indizien für andere Konflikte sein, weshalb eine aufmerksame Beobachtung der Lehrkräfte entscheidend ist. 

Es sollte natürlich auch etwas getan werden, wenn nicht alle Kriterien von Mobbing erfüllt sind. Dann ist die Interventionsmaßnahme, wie beispielsweise ein Mediationsgespräch jedoch wesentlich ressourceneffizienter, als wenn zu einem späteren Zeitpunkt eingegriffen würde.
 

•    Sind schädigende Handlungen gegenüber einer einzelnen Person zu beobachten?
•    Tritt die Schikane über etwa zwei Monate mindestens einmal pro Woche auf?
•    Ist der/die Betroffene physisch, psychisch oder zahlenmäßig unterlegen


>> Sind alle Fragen mit Ja zu beantworten, liegt sehr wahrscheinlich Mobbing vor.

 

 

Beobachtungen durch Gespräche prüfen
Die eigenen Beobachtungen sollten durch Gespräche mit der betroffenen Person und gegebenenfalls anderen Schüler*innen, Kolleg*innen und den Eltern überprüft werden, um sicherzugehen, ob es sich um Mobbing handelt. Schlichtungs- oder Interventionsmaßnahmen sollten erst dann eingeleitet werden, wenn genügend Informationen vorliegen, um die Situation bewerten zu können.

Sensibilität für Mobbing steigern
Diese kurze Liste und die vier Kriterien sind selbstverständlich kein Versprechen, Mobbing zu beenden, aber sie sollten dennoch jeder Lehrkraft bekannt sein. Durch die tägliche Nähe zu den Schüler*innen sind Lehrkräfte in einer besonderen Verantwortung im Kampf gegen Mobbing in der Schule und haben die Chance, den Betroffenen früh zu helfen und mögliche schwerwiegende Folgen zu verhindern. Schon eine größere Sensibilität aller Lehrkräfte für Mobbing könnte eine große Wirkung erzielen, denn dadurch wird bei Vorfällen nicht länger weggeschaut, sondern eine Möglichkeit zur Konfliktbewältigung geschaffen.

GEGEMO (Gemeinsam gegen Mobbing) unterstützt Schulen bei der Planung und Umsetzung von Gewaltpräventionsprogrammen. Das an der Leuphana Universität gegründete Projekt bietet sowohl Workshops und Schüler-Mentoring-Programme als auch schulinterne Lehrerfortbildungen an. 

 

Alle Veranstaltungen zum Themenmonat: 

KONTAKT:

Clara Lina Wirz
Kommunikationsreferentin
0201–177878-281
@email